Andr itibaren Brod, Leningradskaya oblast', روسيا، 188273
Inhalt: Geplagt von Kommentaren in ihrer Umwelt beginnt Christina damit, ihre Ernährung umzustellen. Bis es schließlich soweit ist, dass sie das Essen vergisst oder aber ihr Magen stark rebelliert, wenn sie doch wieder Nahrung zu sich nimmt. Christina erkennt, dass ihre Essgewohnheiten krankhaft sind und begibt sich in eine Klinik. Denn sie möchte nicht sterben! Meine Meinung: Ich bin immer wieder darüber erstaunt, wie es in den Mein-Leben Büchern gelingt, sehr tiefgründige und sensible Themen auf so wenigen Seiten einzufangen und dabei den Leser emotional zu berühren und zum Nachdenken anzuregen. Denn genau so ging es mir, als ich ‘Mein Leben mit der Magersucht’ gelesen habe. Jeder Mensch weiß, dass es sich bei Magersucht um eine Krankheit handelt. Genauso wie bekannt ist, dass Magersüchtige im Bezug auf ihren eigenen Körper schlicht anders denken und eine Heilung nur gelingen kann, wenn sie im Kopf anfängt. Genau diese Aspekte werden auch in ‘Mein Leben mit der Magersucht’ angesprochen, doch darüber hinaus erhält man noch viel detaillierte Einblicke in das Krankheitsbild und beginnt zu verstehen, welches Leid Betroffene, sowohl Erkrankte als auch deren Familienmitglieder, durchleben müssen. In diesen Momenten ist es besonders interessant zu erfahren, was Ärzte und Angehörige zu Christinas Erkrankung zu sagen haben. Dabei sprechen Fachkundige sehr informative Aspekte an, Christinas Mutter erzählt auf einer sehr gefühlvollen und emotionalen Ebene, wie sie selbst die Magersucht ihrer Tochter empfunden hat und stets darum bemüht war, ihre einzige Tochter zu unterstützen. Besonders packend aber auch erschreckend sind aber die Stellen, in denen die Protagonistin selbst zu Wort kommt, was eigentlich durchgehend der Fall ist. Christina lässt den Leser von Beginn ihrer Erkrankung an ihrem Alltag teilhaben. Sie erzählt auf sehr fesselnde Weise, wie sich der Gedanke abzunehmen bis hin zur Nahrungsverweigerung immer weiter in ihrem Kopf eingenistet hat. Wir erfahren, welche Vorkommnisse ausschlaggebend für ihre Ernährungsumstellung war, Christina teilt dem Leser mit, wie sie selbst ihren Körper und ihr eigenes Aussehen empfindet und welche ‘Tricks’ sie auf Lager hat, um ihrer Mutter weiß zu machen, sie hätte ihr Abendbrot gegessen. Besonders intensiv sind aber zum einen die Momente, in denen der Zwiespalt der Protagonistin zwischen dem Wunsch nach einem perfekten, dünnen Äußeren und dem Überlebenswillen zu Tage kommen. Auf der anderen Seite waren es bei mir persönlich Christinas Klinikaufenthalte, die mich bisweilen dazu gezwungen haben das dünne Büchlein zur Seite zu legen und das Gelesene erst einmal sacken zu lassen. Hat man von Beginn an sofort den Eindruck, dass es sich bei Christinas Magersucht um eine stark ausgeprägte handelt, so wird man schnell eines Besseren belehrt, wenn man die anderen erkrankten Mädchen, denen Christina während ihrer Klinikaufenthalte begegnet, kennenlernt. Teils fassungslos, immer aber zutiefst emotional aufgewühlt habe ich vor dem Buch gesessen. Fazit: ‘Mein Lollimädchen-Ich: Mein Leben mit der Magersucht’ ist schonungslos ehrlich und gerade deshalb für manche Leser eventuell nur schwer zu verdauen. Christina bietet mit ihrem Buch nicht nur einen detaillierten Einblick in das Krankheitsbild der Magersucht, sondern nimmt den Leser darüber hinaus auf eine sehr emotionale Reise mit. Die Geschichte von Christina klärt auf und regt zum Nachdenken an.